Zum vierten Mal hat die Tauber-Zeitung zusammen mit Sparkasse und Stadtwerk Tauberfranken den Medienpreis übergeben. Die Auszeichnung würdigt die Vielfalt im Taubertäler Ehrenamt. Unsere Ortsgruppe erhielt in der Kategorie Umwelt und Energie einen Sonderpreis in Höhe von 250 Euro.
Ortsgruppe Weikersheim für Medienpreis nominiert
570 Ortsgruppen des Schwäbischen Albvereins gibt es im Ländle, im Burgberg-Taubergau sind es 17. Eine davon ist die Ortsgruppe Weikersheim. Die hat die Patenschaft über ein Grundstück übernommen.
Oberhalb von Weikersheim, in der Steinriegellandschaft, hat die Ortsgruppe die Patenschaft für ein Grundstück übernommen. Das soll wieder eine artenreiche Magerwiese werden. Erste Schritte sind bereits getan.
Das Naturschutzgebiet zwischen Weikersheim und Elpersheim ist eigentlich vom Menschen geschaffen: Über Jahrhunderte haben Bauern und Winzer die Landschaft geformt und dabei die für das Taubertal so typischen Steinriegel aufgehäuft. Ein Schild am Parkplatz an der Pfitzinger Steige macht Wanderer, aber auch Motorrad-, Auto- und Radfahrer auf den Naturreichtum aufmerksam: 303 Pflanzen und 54 Brutvogelarten wachsen und gedeihen hier, ebenso wurden zahlreiche Schmetterlingsarten nachgewiesen. Doch der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat auch hier seine Spuren hinterlassen – die Grundstücke werden schon lange nicht mehr bewirtschaftet und sind deshalb von der Verbuschung bedroht, denn sie wachsen zu.
„Wir organisieren Wanderungen und Veranstaltungen, die auch das Ziel haben, den Blick für unsere Naturlandschaft zu schärfen“, macht der Vorsitzende Fritz Sackmann deutlich. Und so kam man in der Ortsgruppe auf die Idee, hier „richtig aktiv“ zu werden. Mit Wanderwart Karl Wolpert und Naturschutzwart Günter Schade war das Grundgerüst schnell aufgestellt.
„Natürlich können das nicht drei Leute alleine stemmen. Unsere Mitglieder waren sehr engagiert bei der Sache und haben kräftig mit angepackt“, betont Sackmann. Zunächst wurde im Frühjahr 2011 bei der Stadt Weikersheim der Antrag gestellt, die Fläche gegenüber dem Parkplatz an der Pfitzinger Steige zu pflegen. Das Flurstück 604 im Naturschutzgebiet Steinriegellandschaft hat mit einer Fläche von knapp 51 Ar „für unseren Verein genau die richtige Größe“, sagt Sackmann. Schließlich hat die Ortsgruppe knapp 80 Mitglieder, und der Altersschnitt liegt mehrheitlich zwischen 65 und 70 Jahren. „Wir wollen damit auch Interessierte ansprechen, die so einen Einstieg in den Albverein finden können“, weist der Vorsitzende auf die Bestrebungen hin, „jüngere Mitglieder für unseren Verein zu gewinnen“.
Bei der Ortsbegehung im Dezember wurde das Gelände in Augenschein genommen, zudem erhielt die Ortsgruppe die Genehmigung der Naturschutzbehörde. Seither sind die Weikersheimer Albvereinler ganz offiziell vom kommunalen Landschaftspflegeverband mit der Grundstückspflege beauftragt.
Ziel der Pflegepatenschaft ist es, hier wieder eine Magerwiese entstehen lassen. „Dazu mussten wir erst einmal Platz schaffen“, erklärt Günter Schade. Die Patenschaft bringt einen regelmäßigen Arbeitseinsatz mit sich, und dazu gehört auch „ein Mal im Jahr mähen und den Müll auflesen“, erklärt Sackmann. Überhaupt der Müll: Wanderwart Karl Wolpert kann ein Lied davon singen, denn auf seinen „Streifengängen“ entlang der Wanderwege findet er immer wieder wild abgelagerten Abfall. „Sechs große Mülltüten im Jahr“ liest er auf seinen Touren auf, manchmal sogar „Reifen, teilweise auch mit Felgen. Die Leute schmeißen einfach alles in die Landschaft.“
Am 29. Dezember 2011 begannen die Ortsgruppe mit den Rodungsarbeiten. „Da sind nicht nur die Dienstagswanderer gekommen und haben geschafft, auch viele weitere Helfer haben Buschwerk und Bäume gerodet“, erinnert sich Wanderführer Karl Wolpert. Viel Zeit blieb nicht, denn bereits ab Ende Februar mussten die Arbeiten eingestellt werden, denn dann beginnt in der Natur das neue Jahr. „Es hat uns viel Spaß gemacht“, betont Sackmann und zählt auf, dass „rund 320 Arbeitsstunden zusammengekommen sind. Wir waren mit sechs bis zehn Mann im Einsatz.
“ Beim Ortstermin mit der TAUBER-ZEITUNG zeigt sich, dass die schwere Arbeit erfolgreich war. „Hier, schauen Sie mal“, sagt Sackmann und zeigt auf den Boden. Baumstümpfe, aber auch frisches Grün sind zu sehen. „Fertig sind wir noch lange nicht, aber erste Erfolge sind schon sichtbar“, freut sich auch Wolpert. Wo vorher alles zugewachsen war, haben Blumen, Gräser und Kräuter wieder eine Chance.
Die Verantwortlichen der Ortsgruppe sind dankbar, dass so viele Mitglieder aktiv beim „Magerwiesen-Projekt“ mitmachen. Man wolle nicht „alles wegräumen, sondern auch mal was stehen lassen. Es soll ja Lebensraum für Tiere und Pflanzen geben“, betont Schade. Das Knabenkraut „ist schon da, jetzt hoffen wir, dass hier bald auch wieder Orchideen wachsen“, sagt Sackmann. Wer das Grundstück besichtigt, sieht, wie wirkungsvoll der Rodungseinsatz verlaufen ist. Zahlreiche Pflanzen haben wieder Licht und Raum. Die Ortsgruppe hat auch mehrere Nistkästen aufgehängt. „Das wird hier ein kleines Paradies“, meint Schade.
Die Arbeit des Albvereins-Ortsgruppe „ist unverzichtbar, wenn es darum geht, unsere Kulturlandschaft zu erhalten“, betont Bürgermeister Klaus Kornberger. Und für den Einsatz im Interesse der Natur zollt der Schultes der Albvereins-Ortsgruppe „Respekt und höchste Anerkennung. Was die Mitglieder da leisten, ist einfach toll“.
Text: Tauberzeitung, Hans-Peter Kuhnhäuser, 12.09.2012